Weltraumtechnik zur Bekämpfung von Waldbränden in Brandenburg

Weltraumtechnik im Brandenburger Wald? Klingt verrückt, dachten wir uns und haben die Waldbrandzentrale Süd in Wünsdorf bei Zossen besucht. Hier wird nämlich auf einem alten Feuerwachturm Sensortechnik aus einer Marsmission genutzt, um Waldbrände rechtzeitig zu erkennen.

32 Meter über den Waldboden wurde die Technik verbaut, die Rauchwolken am Horizont erkennt und an die Waldbrandzentrale weiterleitet. Die Zentrale ist ständig mit sechs Mitarbeitern besetzt, die sich die Meldungen über Rauchentwicklung anschauen und bei Bedarf an die zuständige Feuerwehr weiterleiten. Manchmal werden auch Staubwolken von Erntearbeitern oder naheliegenden Industrieschornsteinen angezeigt. Doch ein echter Brand kann auf diese Weise viel früher und genauer erkannt werden als durch Menschenaugen.

Die brandburgischen Wälder neigen aufgrund Ihrer Beschaffenheit mit trockenem Boden und viel Nadelholz zu einer hohen Waldbrandgefahr. Die EU schätzt die Gefahrenlage in Brandenburg genauso hoch ein wie in den südeuropäischen Ländern Spanien oder Italien, daher wird der Einsatz der Technik aus europäischen Mitteln unterstützt.

Eine bemerkenswerte Technik, die gerade nach den trockenen Sommern in den vergangenen Jahren einen großen Beitrag leistet brennende Wälder zu vermeiden.

Aktualisierung zum Thema (03/2022)

Auszug Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg vom 2.3.2022

Der Landesbetrieb Forst Brandenburg und die Berliner Forsten arbeiten im Waldbrandschutz enger zusammen.

Brandenburg zählt zu den waldbrandgefährdetsten Regionen in Deutschland. In den Märkischen Wäldern hat es 2021 allein 157-mal gebrannt. Mehr als 43 Hektar wurden durch die Flammen geschädigt. Im Juni des vergangenen Jahres ereignete sich der größte Waldbrand bei Oberkrämer (Landkreis Oberhavel). Insgesamt wurden dort 8,4 Hektar ein Opfer der Flammen. Aufgrund von alter Kriegsmunition war die Brandbekämpfung hier besonders schwierig. Insgesamt waren Feuerwehren sieben Tage lang im Einsatz, bevor die Brandfläche an den Waldbesitzer übergeben werden konnte.

Im Land Brandenburg überwachen 105 Sensoren die Waldflächen und scannen im 6-Minuten-Takt die Waldfläche ab. Dieses Netzwerk an Sensoren wurde jetzt durch einen neuen Sensor der Berliner Forsten ergänzt. Vom Müggelberg im Südosten von Berlin werden nicht nur die meisten Waldflächen von Berlin eingesehen. Der Blick geht auch über die Landesgrenze hinweg bis in die angrenzenden Brandenburger Wälder.

Die Daten des Berliner Sensors werden durch den Landesbetrieb Forst Brandenburg in einer Zentrale in Eberswalde mit ausgewertet. Wird eine Rauchentwicklung erkannt, so geht die Alarmierung direkt an die zuständige Leitstelle. Die Leitstelle der Berliner Feuerwehr ist eingebunden.

Dr. Silke Karcher, Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz des Landes Berlin: „Die klimatischen Veränderungen und die besonderen Stresssituationen aufgrund der stadtnahen Lage sind eine sehr ernste Herausforderung. Das hochmoderne Waldbrand-Früherkennungssystem hilft uns, den Erholungswald als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu schützen und seine wichtigen Funktionen für ein gutes Stadtklima und unser Trinkwasser zu bewahren. Ich freue mich sehr über die gute Kooperation mit Brandenburg beim Schutz unserer Wälder.“

Brandenburgs Umweltstaatssekretärin Anja Boudon verweist auf die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit in Zeiten extremer Klimaveränderungen: „Auch künftig werden wir in Brandenburg mit zunehmender Trockenheit und dadurch mit erhöhter Waldbrandgefahr rechnen müssen. Schon jetzt ist Brandenburg das Bundesland mit den meisten Waldbränden. Eine funktionierende und moderne Waldbrandfrüherkennung zum Schutz unserer Wälder ist unerlässlich. Deshalb freue ich mich, dass zu den 105 Sensoren, die die Waldflächen überwachen, nun auch der neu installierte Sensor in Berlin zur Waldbrandüberwachung beiträgt.“

Das feuchte und milde Winterwetter täuscht derzeit darüber hinweg, dass es in den Wäldern der Region immer noch viel zu trocken ist. Nach den extremen Trockenjahren 2018 bis 2020 gab es im letzten Jahr nur geringfügig Entspannung für die Wälder. Mit rund 560 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zählt Brandenburg und Berlin auch 2021 nach den Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wieder zu den trockensten Regionen in Deutschland. Die Durchschnittstemperatur lag in Brandenburg bei 9,5 Grad Celsius und in der Hauptstadtregion sogar bei 10,1 Grad Celsius. 2021 war bereits das elfte zu warme Jahr in Folge.

Die Waldflächen in und um Berlin sind lebenswichtig. Daher arbeiten die Länder bereits intensiv daran, um vorbeugenden Brandschutz durch Waldumbau, durch mehr Löschwasserentnahmestellen und durch bessere Befahrbarkeit der Waldwege für die Einsatzfahrzeuge zu gewährleisten. 

Aktualisierung zum Thema (08/2021)

Während in vielen Teilen der Welt aktuell riesige Waldbrände wüten, blieb das ebenfalls stark gefährdete Brandenburg bislang vergleichsweise verschont. In diesem Jahr gab es (mit Stichtag 13.08.2021) 147 Waldbrände mit einer Fläche von 33,6 Hektar. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt bereits 207 Brände auf 105,9 Hektar Waldfläche, wie die jetzt vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) veröffentlichte Waldbrandstatistik für 2020 zeigt.

Danach wurden im vorigen Jahr in Brandenburg insgesamt 287 Waldbrände mit einer betroffenen Fläche von 115,17 Hektar registriert. Damit rangiert das Jahr 2020 im Mittelfeld der letzten 20 Jahre. Im traurigen "Rekordjahr" 2018 wurde 1.663,70 Hektar Waldfläche bei 491 Bränden größtenteils vernichtet.

Außer im Bereich der Oberförsterei Gadow (Prignitz) war 2020 das ganze Land von Waldbränden betroffen. Die durchschnittliche Flächengröße betrug 0,40 Hektar. Am häufigsten brannte es in der Oberförsterei Eberswalde. Dort wurden 30 Waldbrände mit einer Gesamtfläche von 2,54 Hektar gemeldet.

Von der Branderkennung bis zum Eintreffen der Feuerwehr im Wald dauerte es im Mittel 16 Minuten. Nach durchschnittlich zwei Stunden waren die Brände vollständig gelöscht. Mit der flächendeckenden Waldbrandüberwachung durch den Landesbetrieb Forst Brandenburg mit dem System "Fire Watch" können Brände schnell erkannt werden. 105 Sensoren erfassen aufsteigende Rauchwolken in Brandenburg, und geben automatisiert eine Meldung eine der beiden Waldbrandzentralen ab. Die in den zwei modernisierten Waldbrandzentralen des Landes in Eberswalde und Wünsdorf Beschäftigten alarmieren umgehend die regionalen Leitstellen des Brand- und Katastrophenschutzes. Die Waldbrandfrüherkennung wurde zu einem landesweiten Netzwerk ausgebaut, das über Richtfunk die Daten in Echtzeit übermittelt.

In der Waldbrandstatistik werden, soweit ermittelbar, auch die Brandursachen erfasst. Für 171 Fälle konnte die Brandursache geklärt werden, 116 Mal blieb sie unbekannt. Der Mensch ist immer wieder Hauptverursacher von Bränden: Brandstiftung nimmt mit 81 Fällen die Spitzenposition bei den Ursachen ein. Durch Fahrlässigkeit entstanden 63 Brände. Davon wurden bei 50 Bränden Campende, Waldbesucherinnen und -besucher sowie Kinder als Verursacher festgestellt. Natürliche Ursachen wie Blitzeinschlag machen nur einen geringen Teil der Brandursachen aus. Durch Blitzeinschläge wurden 18 Brände und durch Selbstentzündung alter Munition neun Brände ausgelöst.

Der Wald ist ein Klimaschützer - aber gleichzeitig durch den Klimawandel bedroht. Waldbrände tragen zusätzlich zur Freisetzung von Kohlendioxid bei, das im Boden und im Holz in großen Mengen gespeichert ist. Vor allem die großen Kiefernreinbestände sind waldbrandgefährdet. Waldschutz, Waldumbau und Waldbrandschutz sind deshalb ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Das Land Brandenburg fördert die Anlage und Unterhaltung von Löschwasserentnahmestellen und Waldbrandschutzwegen zu 100 Prozent. Auch für den Waldumbau erhalten Waldbesitzerinnen und -besitzer Beratung sowie Fördermittel.

Download der ausführlichen Waldbrandstatistik 2020: https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/wbra2020.pdf

Quelle: Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 13.08.2021: Waldbrand aktuell und Bilanz 2020 in Brandenburg: Trotz weniger Brände in 1. Jahreshälfte 2021 bleiben Umsicht der Bevölkerung, Vorsorge und Waldumbau oberstes Gebot

Kontakt

Kontakt

Stefanie Klein

Alumna | Regionalleiterin

>
Zurück an den Seitenanfang