3. Fokusgespräch vom 15.11.2021


Überblick + Einführung

Am dritten Fokusgespräch am 15.11.2021 nahmen pandemiebedingt weniger Personen teil: 11 Vertreter:innen von fünf kommunalen Schulträgern und zwei Schulen. Hinzu kamen zwei Vertreter:innen des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) und ein Team aus fünf Mitarbeiter:innen der DigitalAgentur Brandenburg (DABB). Insgesamt nahmen an dem Fokusgespräch 18 Personen teil.

Im Mittelpunkt des dritten Fokusgesprächs stand das Themenfeld „Digitale Lerninhalte (Content)“.

Eingeführt wurde durch zwei Impulsvorträge: seitens der DABB durch Dr. Michael Kaden (Impulsvortrag/PDF), seitens des Medienzentrums des Landkreises Barnim durch Johanna Jahn (Impulsvortrag/PDF).


Thematische Arbeit in Kleingruppen

Im Fokus des weiteren Gesprächs stand die Rollenwahrnehmung und -verteilung zwischen den einzelnen Stakeholdern. Orientierung boten dabei die folgenden Zielfragen:

  • Welche trägerspezifischen Anforderungen bestehen an die Bereitstellung und Finanzierung von Content?
  • Welche Vorteile würde eine trägergemeinsame, optional landesweite Beschaffung von Content bieten?
  • Wie kann die zuständigkeitsbezogene Finanzierung bei zentraler Beschaffung von Content erfolgen?
  • Wie kann trotz zentraler Beschaffung eine dezentrale, schulspezifische Auswahl benötigten Contents erfolgen?

Konkret gearbeitet wurde in zwei thematischen Kleingruppen. Die erste Gruppenarbeitsphase dauerte 45 Minuten. Später hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Ergebnisse der anderen Gruppen zu sichten und zu ergänzen. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum vorgestellt, ergänzt und priorisiert.

Den einzelnen Kleingruppen waren folgende Leitfragen zugeteilt

  1. Auswahl und Anforderungen an die Bereitstellung von Content (Gruppe 1/, Themenfelder 1 +2)
    Wie erfolgt aktuell die Auswahl von Content an Schulen?
    Welche organisatorischen Herausforderungen und Abstimmungsbedarfe sehen Sie dabei?
    Wie kann trotz potentiell zentraler Beschaffung eine dezentrale, schulspezifische Auswahl benötigten Contents erfolgen?
    Wie werden aktuell digitale Lerninhalte für Schüler:innen bereitgestellt?
    Welche organisatorischen Herausforderungen und Abstimmungsbedarfe sehen Sie dabei?
    Welche Lösungsvorschläge ergeben sich aus Ihrer Praxis?
  2. Finanzierung + Beschaffung von IT (Gruppe 2, Themenfelder 3 + 4)
    Wie erfolgt Beschaffung von Content aktuell?
    Welche organisatorischen Herausforderungen und Abstimmungsbedarfe sehen Sie dabei?
    Wie kann die Beschaffung von Content zukünftig sinnvoll und aufwandsarm in geteilter Zuständigkeit erfolgen? / Welche Vorteile würde eine trägergemeinsame, optional landesweite Beschaffung von Content bieten?
    Wie erfolgt die Finanzierung von Content aktuell?
    Welche organisatorischen Herausforderungen und Abstimmungsbedarfe sehen Sie dabei?
    Welche Lösungsvorschläge ergeben sich aus Ihrer Praxis? / Wie kann die zuständigkeitsbezogene Finanzierung bei potenziell zentraler Beschaffung von Content erfolgen?

Ergebnisse der Diskussion des Ist-Stands

Die Diskussion des Ist-Stands der Rollenwahrnehmung unter den anwesenden
Vertreter:innen kommunaler Schulträger (Zielfrage a) ergab folgendes Bild (Schlaglicht,
nicht repräsentativ):

  1. Auswahl und Anforderungen an die Bereitstellung von Content (Gruppe 1, Themenfelder 1 +2)
    Konstatiert wurde von den Teilnehmenden, dass sich die Nutzungsintensität von digitalen
    Lernmitteln stark von Schule zu Schule unterscheide. Die Situation sei in dieser Hinsicht sehr
    heterogen. Die aktuellen Auswahlmöglichkeiten von qualitätsgeprüften digitalen Lernmitteln
    seien begrenzt und durch die Verortung in singulären Portalen gekennzeichnet. Die digitalen
    Angebote der kommunalen Medienzentren wären nicht durchgängig bekannt. Das integrative
    Potenzial des Lern-Stores (dBildungscloud/Schul-Cloud Brandenburg) werde nicht ausgeschöpft
    und dessen Funktionalität sei bislang noch suboptimal (keine intelligente Suchfunktion, keine
    dynamische Zuordnung zu Lernprozessen). Innovationsoffene Lehrkräfte würden deshalb oftmals
    auf datenschutz- und urheberrechtlich fragwürdige Content-Quellen in Grauzonen (z.B. YouTube)
    ausweichen. Bedarf bestehe darüber hinaus für standardisierte, schulübergreifende Content-
    Austauschmöglichkeiten (mit Upload-Funktion).
  2. Beschaffung und Finanzierung von Content (Gruppe 2, Themenfelder 3 + 4)
    Die Teilnehmenden verwiesen darauf, dass auf Trägerseite nach wie vor strikt zwischen analogen
    und digitalen Lernmitteln getrennt werde (auch in der Haushaltsplanung, -aufstellung und -umsetzung).
    Unterschiedliche Lizenzlaufzeiten und -modelle (von Anbieterseite) würden dazu beitragen, dass auf
    Seite der Nutzer:innen und kommunalen Entscheidungsträger:innen keine nachhaltige Akzeptanz für
    digitale Lernmittel etabliert werden könne. Hinzu käme, dass im Flächenland Brandenburg die
    breitbandige Netzanbindung der Schulen auf sich warten ließe und kreisliche Content-Angebote nicht
    durchgängig für die nicht kreisangehörigen Schulen nutzbar seien. Dies führe gerade im Primarbereich
    dazu, dass eine grundlegende Versorgung mit digitalen Bildungsmedien kaum gegeben sei und damit
    wichtige Nutzungserfahrungen (als Motor für digitale Schulentwicklung und -transformation) ausblieben.
    Auch wenn der schulische Bedarf in einigen Kreisen regelmäßig, d.h. jährlich, erfragt würde, wären die
    Zeiträume, die zur formal aufwändigen Beschaffung notwendig seien, zu lange, um eine zeitnahe und
    zeitgemäße Nutzungsperspektive von digitalen Lernmitteln für Lehrkräfte zu erschließen.

Fotodokumentation der Ergebnisse der Arbeit in Kleingruppen


Ergebnisse der Diskussion der Herausforderungen und Lösungen

Die gemeinsame Diskussion der Herausforderungen und Lösungen (Zielfragen b und c) und die sich anschließende Priorisierung ergab folgendes Bild:

  1. Auswahl und Anforderungen an die Bereitstellung von Content (Themenfelder 1 + 2)
    Herausforderungen
    - Urheberrecht = 5 Punkte
    - Medienzentren nicht bekannt = 5 Punkte
    Lösungen
    - Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte = 2 Punkte
    -
    Einrichtung eines landesweiten Medienportals (unter Einbeziehung der Medienzentren und einer Contentaustauschbörse mit Bearbeitungsrechten) = 2 Punkte
  2. Beschaffung und Finanzierung von Content (Themenfelder 3 + 4)
    Herausforderungen
    - "Gegenwind" durch Lehrkräfte = 3 Punkte
    - Trennung der Haushaltsbudgets für analoge und digitale Lernmittel bzw. Unterfinanzierung für digitale Lernmittel = 3 Punkte
    Lösungen
    -  Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte (im Sinne von Nutzungsnachhaltigkeit) = 6 Punkte
    -  Einrichtung eines landesweiten Medienportals = 5 Punkte
    -  Entbürokratisierung der Beschaffung = 4 Punkte

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die am höchsten bewerteten Herausforderungen umfassen

Urheberrecht (5 Punkte),
Medienzentren nicht bekannt (5 Punkte),
"Gegenwind" durch Lehrkräfte (3 Punkte),
Trennung der Haushaltsbudgets für analoge und digitale Lernmittel
bzw. Unterfinanzierung für digitale Lernmittel (3 Punkte)


und verweisen damit auf die (rechtliche und organisationstechnische) Komplexität des kommunalen,
schulbezogenen Content-Service-Managements und damit verbundene Akzeptanz-Defizite. Die
Herausforderung scheint darin zu bestehen, diesen innovationshemmenden Kausalzusammenhang
aufzulösen.

Die am höchsten bewerteten Lösungsvorschläge umfassen

Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte (im Sinne von Nutzungsnachhaltigkeit)
(8 Punkte/= 6 + 2 Punkte),
Einrichtung eines landesweiten Medienportals (7 Punkte/= 5 + 2 Punkte),
Entbürokratisierung der Beschaffung (4 Punkte)

und adressieren damit konsequent Ansatzpunkte für eine stärkere Ausrichtung auf die kurzfristiger
einzulösenden Anforderungen von digital kompetenteren (da prozessorientiert qualifizierten)
schulischen Nutzer:innen. Hier wird auf die Option einer Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte
verwiesen. Die Vernetzung der kommunalen Angebote mit einem niederschwelligen, landesweiten
Medienportal (mit schulübergreifender Content-Austauschmöglichkeit) bei gleichzeitig
anwendungsorientierter Qualifizierung der Lehrkräfte würde einen starken Innovations- und
Transformationsimpuls freisetzen, der gleichzeitig die hohe Relevanz von digitalen Lernmitteln
für Bildung in der digitalen Welt unterstreicht.

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Fotodokumentation der Gesamtveranstaltung

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